ADVENT-Kalender  -  Woche 2: vom 08.12.2025 bis 14.12.2025 

Woche 1: vom 01.12.2025 bis 07.12.2025  > HIER

Woche 2: vom 08.12.2025 bis 14.12.2025  > HIER

Woche 3: vom 15.12.2025 bis 21.12.2025  > HIER

Woche 4: vom 22.12.2025 bis 24.12.2025  > HIER                                                                                                   

Die Geschichte des Network.Marketings: Network-Marketing ist eigentlich die Geschichte eines Traums: „Mit Menschen reden, Produkte empfehlen, ein Netzwerk aufbauen – und damit ein eigenes Business starten.“ Doch wie so oft liegt zwischen Traum, Realität und Abgrund nur ein schmaler Grat.


Montag, der 8. Dezember

Tages-Motto: "  ( .. )


Die Story des Tages: .

Top Tipps für Network Marketing!

Tipp 1: Wähle ein seriöses Unternehmen und Produkt 
Tipp 2: Baue eine starke persönliche Marke auf 
Tipp 3: Nutze Social Media strategisch (vor allem Video & Community) 

Tipp 1: Seriöses Unternehmen & Produkt

Ein seriöses Network-Marketing-Unternehmen stellt immer ein marktfähiges Produkt in den Mittelpunkt – nicht die bloße Rekrutierung neuer Partner. Warnsignale sind z.B. hohe Einstiegspakete, unrealistische Einkommensversprechen, unklare Firmenstrukturen und Druck, „jetzt sofort“ zu unterschreiben.


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                         Die 2-te ADVENT-Woche


Der Witz des Tages:  


Der Wünsche des Tages: ...

...

Trage 



Fortsetzung vom 30. Nov.

...Trotz allem wollte Klara nicht, dass der Tag einsam wurde. Sie machte einen Spaziergang zur Fluss, eingemummelt im Schal, mit einer Thermoskanne voller Tee und einer Tüte mit frisch gebackenen Vanillekipferln. Die Stadt war ruhig, doch auf der Parkbank am Fluss saß, überraschend für so einen kalten Tag, ein alter Mann mit Hund und lächelte sie scheu an.

Eigentlich wollte Klara nur kurz grüßen, doch aus einer Verlegenheit heraus bot sie ihm einen Keks an. Der Mann bedankte sich – fast zu gerührt, um etwas zu sagen – und öffnete langsam das Gespräch. Sie sprachen über Lieblingsrezepte, Abenteuer mit dem Hund, verpasste Familienfeiern und alte lokale Adventsbräuche.

Plötzlich zog der Mann ein altes Notizbuch aus seiner Tasche, öffnete es und zeigte Klara eine kleine Sammlung von Gedichten, die er jedes Jahr im Advent neu für seine verstorbene Frau schrieb. Einer dieser Verse handelte von „Begegnungen, die ein Licht anzünden, wo es zuvor dunkel war.“ Klara war tief berührt.

Bevor sie sich verabschiedeten, las der Mann ihr ein Gedicht vor und Klara versprach, am zweiten Advent wiederzukommen – diesmal mit Glühwein für beide. Sie verließ die Parkbank mit leuchtenden Augen und einem ganz neuen Gefühl von Verbundenheit.

Am Abend zündete sie ihre erste Adventskerze an. Zum ersten Mal seit Wochen spürte sie wieder, was die Adventszeit ausmacht: Hoffnung auf neue Begegnungen und das kleine Glück, das entsteht, wenn man sich füreinander Zeit nimmt.


Fortsetzung vom 1. Dezember: 

... Mit jedem Tag nagte ein schlechtes Gewissen an ihm: Wenn er bei der Arbeit war, dachte er, er lasse seine Mutter im Stich. Wenn er bei seiner Mutter war, hatte er Angst, im Job zu versagen. Freunde meldeten sich immer seltener – nicht aus Bosheit, sondern, weil Samuel jede Einladung mit „Tut mir leid, geht gerade nicht“ beantwortete. Er spürte, wie sein Radius immer kleiner wurde. Alles drehte sich um Pflege, Verantwortung, Funktionieren. Und gleichzeitig schämte er sich, dass er überhaupt an seine eigenen Grenzen dachte. „Sie ist doch meine Mutter“, sagte er sich. „Reiß dich zusammen.“

Der Wendepunkt kam, als seine Mutter eines Abends seine Hand nahm und leise sagte: „Junge, so kann das nicht weitergehen. Du trägst zu viel allein.“ Dieser Satz traf ihn härter als jede durchwachte Nacht. Zum ersten Mal sprach er offen mit seiner Schwester, einem Nachbarn und einer Freundin aus der Kirche. Aus ein paar vorsichtigen Gesprächen entstand die Idee eines Unterstützerkreises: Menschen, die bereit waren, bestimmte Aufgaben zu übernehmen – Fahrdienste zu Arztterminen, einen festen „Kochabend“ pro Woche, ein paar Stunden Gesellschaft am Nachmittag, damit Samuel einmal tief durchatmen konnte.

Sie setzten sich an einen Tisch, schrieben auf, was konkret gebraucht wurde, und verteilten die Verantwortung auf mehrere Schultern. Es waren keine Heldentaten: ein Einkauf hier, ein Telefonat mit der Krankenkasse dort, eine Stunde Vorlesen am Nachmittag. Aber für Samuel fühlte es sich an, als würde jemand zum ersten Mal das schwere Gewicht auf seinem Rücken mittragen. Plötzlich gab es wieder Abende, an denen er ohne schlechtes Gewissen spazieren gehen, sich mit einem Freund treffen oder einfach nur auf dem Sofa sitzen konnte – ohne ständig auf das Handy zu starren.

Mit der Zeit merkte er, wie sich nicht nur sein Kalender, sondern auch sein innerer Druck veränderte. Er war immer noch Sohn, immer noch verantwortlich – aber nicht mehr allein. Er durfte schwach sein, durfte Hilfe annehmen, durfte auch „Heute schaffe ich es nicht“ sagen. In einem stillen Moment wurde ihm klar, was sich wirklich geändert hatte: Nicht nur die Organisation, sondern sein Bild von Stärke. Stärke bedeutete plötzlich nicht mehr, alles alleine auszuhalten, sondern rechtzeitig andere mit an Bord zu holen.

Als er einige Wochen später auf diese turbulente Zeit zurückschaute, konnte er es in einem Satz fassen: Samuel hatte gelernt, dass kein Mensch dafür gemacht ist, jede Last alleine zu tragen – und dass sich wahre Entlastung oft genau in dem Moment zeigt, in dem man den Mut hat, andere um Hilfe zu bitten.


Fortsetzung vom 3. Dezember: 

... Direkt hinter ihm schob eine ältere Dame langsam ihren Einkaufswagen, hielt sich am Griff fest, und ihre Hände zitterten ein wenig. Als sie zu Markus aufsah, lag ein Funken Hoffnung in ihrem Blick. Mit leiser Stimme fragte sie: „Entschuldigen Sie, dürfte ich vielleicht vor – mir geht es heute nicht so gut.“

Für einen kurzen Moment war Markus versucht, einfach so stehen zu bleiben. Er war doch auch in Eile. Doch dann sah er genauer hin und bemerkte die Anstrengung im Gesicht der Frau, das dünne Lächeln und die leise Unsicherheit in ihrer Frage. Ohne lange zu überlegen trat er einen Schritt zur Seite, machte ihr Platz und sagte freundlich: „Natürlich, gehen Sie ruhig vor.“

Die Dankbarkeit, die die Dame in diesem Augenblick ausstrahlte, war fast greifbar. Ihr verschwitztes Gesicht wurde weich, die Falten um den Mund entspannten sich, und sie lächelte Markus an – voller Wärme und Erleichterung, als hätte sie mit diesem kleinen Schritt ein großes Hindernis überwunden.

Als sie ihren Einkauf auf das Band legte, drehte sie sich noch einmal um, sah Markus direkt an und flüsterte: „Das ist sehr nett von Ihnen. Danke.“ In diesem Moment spürte Markus, wie sich in seinem Inneren etwas bewegte. Der Stress des Tages rückte für einen kurzen Augenblick in den Hintergrund. Er fühlte sich leichter, fast so, als hätte nicht nur er, sondern auch die Frau einen kleinen Teil einer viel zu großen täglichen Last abgegeben.

Noch den ganzen Weg nach Hause dachte Markus an das aufrichtige Lächeln der alten Dame. Es blieb in ihm, tief und echt – ein kleiner Funke Menschlichkeit inmitten der Hektik. Markus begriff, dass wahre Freundlichkeit selten viel Aufwand bedeutet, aber oft mehr bewirkt, als man ahnt. Manchmal sind es gerade diese kleinen, unscheinbaren Gesten, die mehr verändern können als ein ganzer Tag voller großer Pläne.


Fortsetzung vom 4. Dezember: 

... Die Stimmung am Esstisch war entsprechend: Lena kritisierte das Essen, Julia verteidigte sich, beide fühlten sich unverstanden. Essen war längst nicht mehr Genuss, sondern ein täglicher kleiner Kampf. An einem dieser Abende blieb Julia bei einem Newsletter hängen: „Gemeinsamer Kochkurs für Eltern und Kinder – spielerisch zu einer gesünderen Ernährung.“ Sie las den Satz zweimal. Ein Teil von ihr dachte: „Dafür habe ich keine Zeit.“ Ein anderer, leiser Teil dachte: „Genau das brauchen wir.“

Ein paar Wochen später standen Julia und Lena nebeneinander in einer hellen, freundlichen Kursküche. Edelstahl, frische Kräuter auf der Fensterbank, bunte Schüsseln, Menschen, die sich anlächelten. Die Kursleiterin begrüßte alle mit einer einfachen Frage: „Was bedeutet Essen für euch?“ Julia war überrascht, wie schwer ihr die Antwort fiel. „Stress“, dachte sie. „Druck. Und manchmal Trost.“ Lena murmelte: „Langweilig.“
Als sie wenig später gemeinsam Gemüse schnitten, lachten sie über Lenas krumme Gurkenscheiben und Julias Tollpatschigkeit beim Zwiebeln hacken. Zum ersten Mal seit Langem standen sie in der Küche, ohne sich gegenseitig Vorwürfe zu machen. Stattdessen erklärten sie einander kleine Handgriffe, probierten neue Gewürze, kosteten aus Schüsseln und gaben ehrliche, aber respektvolle Kommentare ab: „Zu sauer“, „gar nicht so schlecht“, „wow, das hätte ich uns nicht zugetraut“.

Im Laufe des Kurses geschah etwas, womit Julia nicht gerechnet hatte: Lena fing an, Fragen zu stellen. Nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus echter Neugier. „Warum macht man das so?“, „Wie wird die Soße cremig, ohne Sahne?“, „Kann man das auch mit Nudeln machen?“ Julia merkte, wie sich in ihr etwas löste. Sie musste nicht mehr die ewige Mahnerin sein, die „gesund“ predigte. Stattdessen wurden sie zu einem Team, das zusammen etwas Neues ausprobierte.

Als sie am Ende des Abends gemeinsam am großen Tisch saßen und ihr eigenes Essen probierten, nahm Julia einen Bissen und spürte eine unerwartete Wärme. Nicht nur, weil das Essen besser schmeckte als vieles, was sie bisher schnell zusammengeworfen hatte, sondern weil Lena ihr gegenüber saß, stolz, mit leuchtenden Augen. „Mama, das ist echt gut. Können wir das auch zu Hause machen?“ Dieser Satz traf Julia mitten ins Herz. Zum ersten Mal war „gesünder essen“ kein Druck von außen mehr, sondern ein Wunsch, der von innen kam – von ihrer Tochter.

In den Wochen danach blieb nicht alles perfekt. Es gab weiterhin Tiefkühlpizza und Tage, an denen keine Zeit zum Kochen war. Aber etwas Grundlegendes hatte sich verändert: Sie planten gemeinsam, welches Rezept aus dem Kurs sie als Nächstes ausprobieren wollten. Lena schnippelte inzwischen wie selbstverständlich Paprika, würzte nach Gefühl und war stolz, wenn sie sagen konnte: „Das habe ich gemacht.“ Die Küche wurde Stück für Stück vom Schauplatz kleiner Machtkämpfe zu einem Ort, an dem sie Zeit miteinander teilten.

Julia begriff nach und nach, dass nicht der eine radikale Neuanfang alles veränderte, sondern dieser eine Abend, an dem sie sich entschieden hatte, etwas Anderes auszuprobieren. Ein einziger Kochkurs – ein paar Stunden, ein paar neue Rezepte – hatte etwas in Bewegung gesetzt: ihr Verhältnis zum Essen, die Dynamik zwischen Mutter und Tochter, und vor allem die Art, wie sie gemeinsam für sich sorgten.

Manchmal, wenn Julia heute wieder gestresst vor dem Kühlschrank steht, erinnert sie sich an den Moment, als Lena sie mit verschmierten Händen angrinste und sagte: „Mama, wir können das zusammen.“ Und sie weiß: Es sind oft die kleinen Aktionen, die leise beginnen – ein Kurs, ein Abend, ein Versuch – und plötzlich große Veränderungen anstoßen, die bleiben.


Fortsetzung vom 5. Dezember: 

Die ersten Wochen waren hart. Seine provisorische Wohnung lag in einem lauten Viertel der Hauptstadt, in dem nachts Hunde bellten, Mopeds röhrten und Verkäufer schon früh am Morgen riefen. Tom verstand kaum ein Wort der Sprache, das Essen war scharf, die Bürokratie langsam, und jeder einfache Gang – zur Bank, zur Behörde, zum Supermarkt – wurde zu einem kleinen Hindernisparcours. Er machte Fehler: fuhr mit dem falschen Bus, zahlte zu viel für ein Taxi, unterschrieb ein Formular an der falschen Stelle. Abends saß er allein auf dem schmalen Balkon, starrte auf die fremden Lichter der Stadt und fragte sich, ob er einen riesigen Fehler gemacht hatte.

Der Wendepunkt kam an einem verregneten Nachmittag. Tom stand im kleinen Laden an der Ecke und versuchte, mit Händen und Füßen klarzumachen, dass er eine bestimmte Telefonkarte brauchte. Die junge Kassiererin verstand ihn nicht, er wurde nervös, die Schlange hinter ihm ungeduldig. Plötzlich legte ihm jemand sanft die Hand auf die Schulter. Ein älterer Mann, mit sanften Augen und ruhiger Stimme, wechselte ein paar Worte mit der Kassiererin in der Landessprache, lachte, nickte – und innerhalb von zwei Minuten war alles geklärt. Vor der Tür blieb der Mann stehen, stellte sich als Luis vor und sagte in holprigem, aber herzlich gemeintem deutsch: „Du bist neu hier. Kein Problem. Jeder ist irgendwann einmal neu hier.“

Luis wurde Toms erster Anker. Er erklärte ihm, welche Buslinien wirklich sinnvoll waren, welcher Handyvertrag fair war und welcher Vermieter besser gemieden werden sollte. Er nahm ihn mit auf den Markt, zeigte ihm, wie man mit den Händlern verhandelte, und lachte, als Tom zum ersten Mal versuchte, ein paar Worte in der Sprache des Landes zu sagen. „Langsam, langsam“, sagte Luis immer wieder. „Du hörst, du denkst, du lernst.“ Mit Luis an seiner Seite fühlte sich das Land ein kleines Stück weniger fremd an.

Über Luis lernte Tom weitere Menschen kennen: Ana, die in einem kleinen Café arbeitete und ihm beibrachte, wie man den lokalen Kaffee „richtig“ trank. Marco, ein junger Grafikdesigner, der sich für europäisches Design interessierte und mit Tom über Musik, Filme und Träume sprach. Mit jedem Gespräch, jedem gemeinsamen Essen und jedem kleinen Insider-Witz entstand etwas, das Tom nicht erwartet hatte: Freundschaft, die nicht auf Perfektion, sondern auf ehrlichem Interesse beruhte.

Gleichzeitig begann Tom, bewusst aktiv zu werden. Statt sich abends zuhause zu verkriechen, meldete er sich für einen Sprachkurs an, obwohl ihn der Gedanke an Gruppenunterricht nervös machte. Im Kurs saßen Menschen aus aller Welt, alle mit demselben Gefühl der Unsicherheit in den Augen. Sie lachten über die gleichen Aussprachefehler, teilten ähnliche Geschichten von verlorenen Formularen und missverstandenen Gesten. Plötzlich war Tom nicht mehr „der Auswanderer“, sondern einer von vielen, die sich bemühten, Wurzeln in einem neuen Boden zu schlagen.

Nach einigen Monaten war Tom noch lange nicht „perfekt integriert“, aber etwas Entscheidendes hatte sich verschoben: Er begann, sich nicht mehr nur als „Gast“ zu sehen, sondern als Teil des Alltags in seiner neuen Heimat. Er kannte den Namen der Bäckerin, wusste, welcher Busfahrer gerne scherzte, begrüßte seine Nachbarn nicht mehr nur mit einem vorsichtigen Nicken, sondern mit einem echten, herzlichen „Guten Morgen“ in der Landessprache. Die Stadt, die ihn anfangs überwältigt hatte, bekam Ecken, die sich nach „seinem“ Viertel anfühlten.

Eines Abends saß Tom mit Ana und Marco im Café, als ein junger Mann unsicher zur Tür hereinkam: Rucksack, Schweißperlen auf der Stirn, dieser typische Blick zwischen Neugier und Überforderung. Er fragte auf Englisch nach dem Weg zu einem bestimmten Amt – und stotterte dabei ähnlich wie Tom in seinen ersten Wochen. Ana deutete zu Tom: „Frag ihn, er kennt das alles inzwischen besser als wir.“ Tom lachte erst, merkte dann, dass sie es ernst meinte – und dass es stimmte.

In den folgenden Wochen traf Tom den Neuankömmling, Jonas, öfter. Er erklärte ihm, wo man günstig einkaufen konnte, welche Behördengänge sich bündeln ließen und wie man Smalltalk mit den Einheimischen hinbekam, ohne sich völlig fehl am Platz zu fühlen. Er erzählte offen von seinen eigenen Fehlern – von der falschen Buslinie, der viel zu teuren Wohnung am Anfang, den Abenden, an denen er am liebsten alles hingeschmissen hätte. Jonas hörte zu und wirkte jedes Mal ein bisschen entspannter. „Gut zu wissen, dass es dir am Anfang ähnlich ging“, sagte er einmal. „Online liest man meist nur die Erfolgsstories.“

Kurz darauf begann Tom, seine Erfahrungen aufzuschreiben – zuerst nur für sich, dann als Blog für andere Auswanderer. Er dokumentierte ganz praktische Dinge: Wie man eine Steuernummer beantragt, was man bei Mietverträgen beachten sollte, wie die unausgesprochenen Regeln im Alltag funktionieren. Dazwischen streute er ehrliche Einblicke: Einsamkeit, Zweifel, Heimweh – und die kleinen Momente, in denen ein Lächeln an der Kasse oder ein spontan zugerufenes „Komm doch mit!“ den ganzen Tag retteten.

Sein Blog wurde zu einem Treffpunkt für Menschen, die denselben Weg gingen. Bald bekam er Nachrichten: „Dein Artikel hat mir geholfen, nicht aufzugeben“, „Dank deiner Tipps habe ich mich endlich zum Sprachkurs angemeldet“, „Es tut gut zu wissen, dass man mit seinen Ängsten nicht allein ist.“ Tom begriff, dass seine schwerste Zeit – die Wochen und Monate, in denen er sich verloren und überfordert gefühlt hatte – plötzlich Sinn bekam, sobald sie anderen half.

Wenn Tom heute abends durch „seine“ Straßen seiner neuen Heimat geht, sieht er vieles mit anderen Augen: den kleinen Laden an der Ecke, in dem Luis ihm damals geholfen hatte; das Café, in dem Freundschaften gewachsen sind; die Bushaltestelle, an der er früher verzweifelt auf den richtigen Bus gewartet hatte. In Gesprächen mit neuen Auswanderern sagt er oft einen Satz, der zu seiner inneren Überschrift geworden ist:

Du musst das hier nicht alleine schaffen. Dieses Land wird dir fremd bleiben, wenn du es nur aus der Distanz anschaust. Aber sobald du Menschen hineinlässt – Einheimische, andere Auswanderer, zufällige Bekanntschaften – fängt es an, sich wie ein Zuhause anzufühlen.“

Und manchmal, wenn er eine Nachricht von einem frisch angekommenen Auswanderer liest, der dank seiner Tipps zum ersten Mal das Gefühl hat, ein bisschen Fuß zu fassen, lächelt Tom still. Er weiß dann: Seine Geschichte ist nicht nur seine eigene geblieben. Sie ist zu einem Wegweiser für andere geworden – und genau darin liegt die leise, tiefe Kraft seines Neuanfangs.


Fortsetzung vom 6. Dezember: 

Linas Mutter arbeitete viel und wirkte in letzter Zeit oft müde. Geld war knapp, das hörte Lina an Sätzen wie: „Dieses Jahr müssen wir ein bisschen aufpassen.“ oder „Vielleicht machen wir es einfach gemütlich, ohne viel drumherum.“ Lina nickte dann tapfer, aber in ihrem Herzen zog sich etwas zusammen. Sie dachte an den Nikolaus, an gefüllte Stiefel, an die Spannung am Morgen – und an ihren kleinen Bruder Ben, der mit leuchtenden Augen vom „echten Nikolaus“ erzählte.

Eines Abends saßen sie zu dritt auf dem Sofa. Ben schlief halb auf Linas Schulter ein, während im Fernsehen eine alte Weihnachtsserie lief. Da fasste Lina sich ein Herz.
„Mama?“, flüsterte sie.
„Hm?“
„Glaubst du … der Nikolaus kommt dieses Jahr auch zu uns?“

Ihre Mutter schwieg einen Moment zu lang. Dann lächelte sie sanft. „Der Nikolaus findet alle Kinder. Aber manchmal braucht er ein bisschen Hilfe von den Großen.“
Lina hörte, was ihre Mutter sagte – und noch mehr, was sie nicht sagte. In dieser Nacht lag sie lange wach. Draußen wehte ein kalter Wind, und sie starrte an die Zimmerdecke. „Wenn der Nikolaus Hilfe braucht“, dachte sie, „dann helfe ich eben.“

Am nächsten Tag nahm sie ein altes Schulheft und schrieb oben auf die Seite: „Nikolaus-Plan“. Darunter machte sie eine Liste:

  • Was mag Ben?

  • Was können wir uns leisten?

  • Was kann ich basteln?

In der Schule erzählte sie in der Pause ihrer besten Freundin Mia, dass sie dieses Jahr vielleicht selbst dem Nikolaus helfen müsse. Mia hörte zu, und anstatt zu lachen, nickte sie ernst. „Weißt du was?“, sagte sie leise. „Wir haben zu Hause so viele Buntstifte und Sticker. Ich bring dir morgen welche mit. Für Bens Nikolaus.“

Am Nachmittag ging Lina nach Hause, setzte sich an den Küchentisch und begann zu rechnen. In ihrem Sparschwein lagen ein paar Euro, Geburtstagsgeld, das sie eigentlich für ein neues Buch sparen wollte. Sie schüttete die Münzen auf den Tisch. „Ein Buch kann warten“, murmelte sie. „Nikolaus nicht.“

In den Tagen vor dem 6. Dezember passierten kleine, unscheinbare Dinge. Die Nachbarin aus dem dritten Stock drückte Lina beim Treppenhaus-Begegnung ein Päckchen Kakao in die Hand. „Für dich und deinen Bruder. Ich habe zu viel gekauft.“ Der Paketbote schenkte ihr ein Lächeln und einen Aufkleber mit einem lachenden Schneemann. Und ihre Klassenlehrerin erwähnte am Ende des Unterrichts, dass „manche Geschenke nichts kosten, aber alles verändern können“.

Lina sammelte all diese Kleinigkeiten wie Puzzleteile. Abends, wenn Ben schon schlief, bastelte sie in ihrem Zimmer:
Sie klebte aus Mias Stickern eine Schatzkarte, die durch die Wohnung führte. Sie schrieb mit ihrer krakeligsten Schrift einen Brief „vom Nikolaus“:

„Lieber Ben,
ich sehe, wie lieb du zu deiner Schwester und deiner Mama bist. Dieses Jahr brauch ich besonders solche Kinder wie dich. Manchmal kann ich nicht alles alleine tragen – dann wünsche ich mir kleine Helfer. Danke, dass du einer von ihnen bist. Dein Nikolaus.“

Sie faltete den Brief sorgfältig und legte ihn zu den wenigen Schokotalern, die sie vom eigenen Taschengeld im Discounter gekauft hatte. Dazu packte sie die Buntstifte von Mia und ein kleines Auto, das sie selbst nicht mehr brauchte, aber noch gut in Schuss war. Sie polierte es heimlich mit einem Tuch, damit es fast wie neu aussah.

Am Abend des 5. Dezember war die Wohnung kalt, aber warm zugleich: Die Heizung lief nur auf halber Stufe, doch im Wohnzimmer flackerte eine Kerze auf dem Couchtisch. Ben stellte seine kleinen Stiefel an die Tür, hüpfte aufgeregt herum und erzählte, dass er den Nikolaus vielleicht hören würde. Lina lächelte, legte den Finger an die Lippen und sagte verschwörerisch: „Pssst, der Nikolaus kommt nur, wenn Kinder gut schlafen.“

Als beide Kinder schließlich im Bett lagen, blieb die Mutter noch lange in der Küche sitzen. Sie starrte auf ihr Handy, auf Kontoauszüge, auf eine halbfertige Einkaufsliste. Tränen standen ihr in den Augen, weil sie wusste, dass dieses Jahr vieles nicht so sein würde wie früher. Sie ahnte nicht, dass in Linas Zimmer schon eine ganz andere Art von Reichtum vorbereitet lag.

In der Nacht schlich Lina, das Herz klopfend, aus dem Bett. Die Wohnung war still. Sie schob vorsichtig Bens kleinen Stiefel zurecht, legte den Brief, die Schokotaler, die Buntstifte und das Auto hinein. Dann atmete sie einmal tief durch – und stellte neben die Schuhe noch eine selbstgemalte Karte für ihre Mutter:

„Für die beste Mama der Welt. Danke, dass du alles versuchst. Der Nikolaus sieht auch dich.“

Darunter hatte sie ein kleines Herz gemalt.

Am Morgen des 6. Dezember wurde Lina von einem leisen Quietschen geweckt. Ben war aus dem Bett gesprungen, die Schritte polterten über den Flur. Dann hörte sie einen überraschten Schrei: „Liiiina, komm schnell! Er war da! Der Nikolaus war wirklich da!“

Lina rannte aus dem Zimmer. Ben kniete vor seinen Stiefeln, die Augen so groß wie Teller. Er hielt den Brief in der Hand, seine Lippen zitterten ein bisschen, als er las. Bei dem Satz „Manchmal kann ich nicht alles alleine tragen – dann wünsche ich mir kleine Helfer“ sah er zu seiner Schwester hoch.

„Meinst du“, flüsterte er, „der Nikolaus weiß wirklich, wie ich bin?“
Lina schluckte und nickte, das Herz ganz voll. „Ja, ganz sicher.“

In diesem Moment kam ihre Mutter dazu. Sie trug noch den Schlafanzug, die Haare zerzaust, aber in ihrem Gesicht lag ein Ausdruck, den Lina lange nicht gesehen hatte: ein weiches, staunendes Lächeln. Als sie die Karte mit dem kleinen Herz entdeckte, blieb sie abrupt stehen. Ihre Augen wurden glasig, sie musste sich an der Wand abstützen.

„Was … was ist das denn?“ Ihre Stimme brach ein wenig.
Lina sah sie an und merkte, dass sie sich verraten könnte, wenn sie jetzt zu viel sagte. Also flüsterte sie nur: „Vielleicht hat der Nikolaus gesehen, wie viel du machst.“

In der Stille, die folgte, geschah etwas Unsichtbares: Die Schwere der letzten Wochen wich für einen Moment aus dem Raum. Stattdessen war da Dankbarkeit, Wärme, ein leises Staunen darüber, wie Liebe sich manchmal den Weg sucht – durch kleine Stiefel, schiefe Buchstaben und ein gebrauchtes Spielzeugauto.

Später, als Ben stolz mit seinem Auto spielte und die Buntstifte sortierte, setzte sich die Mutter zu Lina aufs Sofa. „Weißt du“, sagte sie leise, „früher dachte ich, der Nikolaus bringt vor allem Schokolade und Nüsse. Heute glaube ich, er bringt vor allem etwas anderes.“
„Was denn?“, fragte Lina.

Die Mutter legte den Arm um sie. „Erinnerungen. Die, die man nie vergisst.“

Lina lehnte ihren Kopf an Mamas Schulter. Draußen zog die kalte Dezemberluft an den Fenstern vorbei, aber drinnen war es warm. Und irgendwo ganz tief in ihr – dort, wo Kinder glauben und Erwachsene hoffen – wusste Lina: Der Nikolaus ist nicht nur jemand, der nachts heimlich kommt. Manchmal lebt er in Menschen, die sich trauen, aus wenig ganz viel zu machen.